Die Erfahrung mit meinen Klienten zeigt mir immer wieder: fast egal, welches Thema oder Problem sie ins Coaching geführt hat, die Reise lenkt uns früher oder später hin zu dem, was wir frühkindliche Prägungen oder Muster nennen.
Denn genau diese Prägungen oder Muster sind es, die im Ursprung überlebenswichtige Anpassungen waren und uns heute Probleme in der freien Gestaltung unseres Lebens bereiten können.
Im Kern hindern sie uns immer wieder daran, authentisch und gut verankert in unserem erwachsenen Selbst mitsamt seines eigenen Wertesystems zu sein. Wir haben unsere Vorstellungen und Ziele, und plötzlich handeln wir doch ganz anders.
Irgendwie grätscht uns ein ganz anderes Verhalten wie automatisiert dazwischen. Fast jeder kennt Gedanken wie
„irgendwie war ich gar nicht ich selbst“,
„so bin ich eigentlich nicht“ oder
„ich stand völlig neben mir“.
Diese automatischen, schnell ablaufenden Verhaltensmuster sind frühkindlich in Situationen entstanden, in denen wir auf der Bindungsebene starker Unsicherheit oder Angst ausgesetzt waren. Bindung ist das primäre Bedürfnis in uns, welches unser Überleben in dieser Welt sichert. Ein kleines Kind tut alles, um Zuwendung zu erhalten oder Bindungsverlust zu verhindern.
Je nach Verhalten unserer Bezugspersonen entstehen unsere Muster der Anpassung. Wir lernen, besonders brav und gefügig, besonders fleissig und perfekt oder besonders stark und unverletzlich zu sein. Und gleichzeitig lernen wir, auf eine bestimmte Art und Weise zu sein, die nicht unserer Natur, unserem wahren Selbst, entspricht.
Denn um uns anzupassen, müssen wir uns zwangsläufig von uns selbst entfernen. Unbewusst verlernen wir das Wahrnehmen von eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen.
Wenn gleich also unsere Anpassungsleistungen im Ursprung hochintelligente Lösungen eines kindlichen Systems sind, so halten sie uns im späteren Leben jedoch oft auf Distanz zu uns selbst und unserem authentischen Kern.
Entwickelung aus einer frühkindlichen Verwickelung (nach Gerald Hüther)